Yuval Rafael, Israels Vertreterin beim Eurovision 2025, hält die israelische Flagge.

„Skandal“: Bundeskanzler Friedrich Merz droht mit Deutschlands Rückzug vom ESC 2026, falls Israel ausgeschlossen wird – wie verändert das Europas Machtbalance?

Was würde mit dem Eurovision Song Contest geschehen, wenn eines der mächtigsten Länder Europas beschließt, auszutreten? Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz befürwortet einen Rückzug Deutschlands vom Wettbewerb, sollte Israel disqualifiziert werden. Was sagt das über den Einfluss von Ländern wie Deutschland im Vergleich zu Spanien oder den Niederlanden aus, die in den letzten Wochen einen Boykott angekündigt haben, falls Israel teilnimmt? Die jüngste Erklärung des Bundeskanzlers verändert das Machtgefüge – aber hat sie auch praktische Auswirkungen auf den Wettbewerb? Die Details im Bericht.




Bundeskanzler: „Wenn Israel ausgeschlossen wird – Deutschland sollte austreten“

דגל גרמניה לצד דגל ישראל

In einem Interview mit den deutschen Medien erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz unmissverständlich:
„Wenn Israel ausgeschlossen wird, werde ich unterstützen, dass wir nicht teilnehmen.“

Dies ist eine der deutlichsten politischen Aussagen eines europäischen Staatschefs im vergangenen Jahr – und sicherlich die erste, die politische Solidarität mit einer internationalen Unterhaltungsebene wie dem Eurovision Song Contest verbindet. Gleichzeitig übt Merz auch Kritik: „Unsere Solidarität mit Israel stand nie infrage. Meine persönlichen Gefühle gegenüber Israel sind durchweg positiv – es ist ein großartiges Land. Dennoch, einige militärische Handlungen im Gaza-Krieg gingen meiner Meinung nach zu weit.“

Seine Worte spiegeln die Haltung eines europäischen Führers wider, der versucht, eine Balance zu halten – die enge Freundschaft mit Israel zu wahren und zugleich eine reflektierte Diskussion über militärische Strategien und künftige Lösungsansätze zu fördern.

Für Merz kann das europäische Kulturabkommen nicht von den Werten getrennt werden, auf denen das Nachkriegseuropa aufgebaut wurde – einschließlich der historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber dem jüdischen Volk und dem Staat Israel.




Abstimmung über Israels Teilnahme: „Ein Skandal“

Der Europäische Rundfunkverband (EBU) kündigte an, dass nächsten Monat ein Sondertreffen aller Mitgliedsstaaten stattfinden soll – eines der bedeutendsten in der Geschichte des Wettbewerbs – um zu entscheiden, ob Israel am ESC 2026 teilnehmen darf. Die Abstimmung steht vor dem Hintergrund zunehmender politischer Spannungen, insbesondere aus Ländern wie Spanien, den Niederlanden, Slowenien und Irland, die Israels Ausschluss fordern.

In Reaktion auf diese Diskussion kritisierte Bundeskanzler Merz scharf: „Ich halte es für einen Skandal, dass es überhaupt eine solche Debatte gibt. Israel ist ein unverzichtbarer Teil des Eurovision Song Contests.“ Er betont, dass die bloße Existenz dieser Debatte die Grundwerte des Wettbewerbs verletze – Toleranz, Völkerverständigung und kulturelle Gleichberechtigung.




Wie beeinflusst Merz’ Haltung den ESC?

Der Kanzler positioniert sich damit direkt gegen die Haltung Spaniens und deren öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt RTVE, die ihre Absicht erklärt hat, den Eurovision Song Contest 2026 zu boykottieren, falls Israel teilnimmt. Beide Länder gehören zu den „Big 5“ – den fünf größten Beitragszahlern des Wettbewerbs. Doch Deutschlands Einfluss auf den Eurovision gilt als deutlich stärker als der Spaniens, was Israels Position auf internationaler Ebene stärkt.

Allerdings ist die Äußerung des Kanzlers nicht bindend für den deutschen national broadcaster SWR, der über die Teilnahme Deutschlands am Eurovision entscheidet. Die endgültige Entscheidung liegt bei SWR und könnte entscheidend sein, welche Haltung andere Länder bei der bevorstehenden Abstimmung innerhalb der EBU einnehmen.




Unterstützung für Israel in der deutschen Öffentlichkeit

Die öffentliche Debatte in Deutschland rund um den ESC 2026 wird von neuen Umfrageergebnissen begleitet, die auf ein breites Maß an Unterstützung für israelische Künstler und Sportler hinweisen. Einer aktuellen Umfrage zufolge lehnen rund 65% der Deutschen Sanktionen gegen israelische Künstler oder Sportler ab und befürworten ihre Teilnahme an internationalen Wettbewerben wie dem Eurovision Song Contest oder Sportveranstaltungen. Dies verdeutlicht den Wunsch, kulturelle und sportliche Aktivitäten von politischen Konflikten zu trennen, und zeigt, dass die deutsche Öffentlichkeit Kultur-Boykotten gegen Israel überwiegend ablehnend gegenübersteht.

Unterdessen hat RTVE vor etwa drei Wochen für einen Rückzug Spaniens aus dem Eurovision 2026 gestimmt, falls Israel teilnimmt. Neben Spanien haben drei weitere Länder – die Niederlande, Irland und Slowenien – offiziell angekündigt, den Wettbewerb zu boykottieren, sollte Israel auftreten. Auch in Island werden ähnliche Forderungen laut, doch dort soll die endgültige Entscheidung erst nach der EBU-Versammlung Anfang November in Wien getroffen werden, bei der auch die israelische Teilnahme thematisiert wird.




Israel beim Eurovision Song Contest 2025

“New Day Will Rise”  war der Titel des Songs, der von Yuval Rafael vorgetragen wurde. Sie wurde nach ihrem Sieg in der 11. Staffel von HaKokhav HaBa ausgewählt, Israel beim Eurovision 2025 zu vertreten.

Israel erreichte nach einem souveränen Halbfinalsieg mit 203 Punkten das Finale und belegte dort mit 357 Punkten den zweiten Platz. Beim Televoting lag Israel auf Platz eins, während die Jury nur Platz 14 vergab. Damit schaffte es das Land zum dritten Mal in Folge unter die Top fünf – ein bisher unerreichter Erfolg.

Eurovision Song Contest 2026: Dies wird die 48. Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest sein. Israel trat 1973 dem Wettbewerb bei und hat im Laufe der Jahre viermal gewonnen. Der letzte Sieg Israels war beim Eurovision 2018 mit dem Lied “Toy”, das von der Sängerin Netta Barzilai aufgeführt wurde.